Das Gesetz der Serie schlägt Schalke

Autor: Prof. Dr. Darko Jekauc, 26.09.2018

 

Schalke 04 hat mal wieder einen der schlechtesten Saisonstarts ihrer Bundesligageschichte erlebt. Nur einmal zuvor (vor zwei Jahren) haben die Gelsenkirchener fünf Spiele in Folge verloren. Die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco spielte in der ersten Halbzeit eine sehr solide Partie und arbeitete sich mehrere Chancen heraus: einen Abseits- und zwei Pfostentreffer. Pech dabei, dass kein gültiges Tor gefallen ist, was sich jedoch in der zweiten Halbzeit rächen sollte. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kassierten die Gelsenkirchener das Gegentor, was sich auf ihre Leistung massiv auswirkte. Plötzlich ging nichts mehr. Die Mannschaft war wie gelähmt. Am Ende war es trotz eines guten Starts eine verdiente Niederlage von Schalke 04.

 

Schuld an dieser Misere könnte das Gesetzt der Serie sein. Dieses Gesetz besagt, dass, wenn einmal ein Unglück seinen Lauf nimmt, es sehr schwer ist, es aufzuhalten. Andreas Brehme drückte es einmal so aus: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“ Seltene Ereignisse, die nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit nicht vorkommen dürften, werden auf einmal Realität. Keiner hat eine Erklärung dafür. Bei Schalke 04 könnte das Phänomen den Abwärtstrend der ersten fünf Spieltage erklären.

 

 

Lange Zeit haben sich Wissenschaftler darüber gestritten, ob solche Phänomene nur eine Einbildung der Zuschauer sind, bei der man in zufälligen Ereignissen zusammenhängende Muster zu erkennen glaubt oder ob es sich dabei um echte Phänomene handelt. Derzeit scheinen die Studien in mehreren Sportarten zu zeigen, dass das Gesetz der Serie nicht nur eine Einbildung ist und dass vorausgehende Ereignisse (z. B. Rückschläge) durchaus einen Effekt auf die nachfolgende Leistung haben können. Es wird angenommen, dass emotionale Faktoren, wie mangelndes Selbstvertrauen oder Angst, solche Entwicklungen begünstigen und sich ansteckend auf die Spieler und das Trainerteam auswirken. Eine Mannschaft wird in einen Sog von negativen Emotionen hineingezogen, aus dem man sehr schwierig herauskommt.

 

 

Der Trainer Domenico Tedesco wird sicherlich in den nächsten Spielen alle Hände voll zu tun haben, um die Stimmung in der Mannschaft wieder ins Positive herumzureißen. Er wird selbst optimistisch und locker auftreten müssen, um die Mannschaft positiv zu beeinflussen. Wie schwer das ist, hat sich bei Lucien Favre im September 2015 gezeigt, als er nach einem Fehlstart mit Mönchengladbach völlig entnervt seinen Rücktritt bekannt gabt. Außerdem wird er seiner Mannschaft glaubhaft klar machen müssen, dass er die Fehler erkannt hat und sie abstellen wird. Schließlich kann die Mannschaft nur durch Erfolge wieder Selbstvertrauen gewinnen. Wir werden mit Spannung abwarten, wie der talentierte Fußballtrainer diese Herausforderung meistern wird. Gelingt es ihm, diesen Abwärtstrend doch noch aufzuhalten, kann er einer der ganz großen Trainer des deutschen Fußballs werden.